
Spracherwerb für Geflüchtete in der PandemieEin kleiner Rückblick
37: Das ist die Zahl der von der VHS ausgestellten Deutsch-Sprachzertifikate für Geflüchtete seit dem ersten Lockdown. Siebenunddreißig glückliche Geflüchtete konnten trotz Pandemie ihre Lernziele weiterverfolgen und ein Sprachzertifikat abschließen.
70: Das ist die andere Zahl. Siebzig Geflüchtete konnten wegen der Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen entweder gar keinen Kurs starten oder mussten ihren Kurs abrupt beenden.
Dass die Pandemie die gesellschaftlichen Ungleichheiten verschärft hat, gilt auch für die Geflüchteten und in dem Fall in Bezug auf ihren Spracherwerb, wie man es deutlich an diesen Zahlen sehen kann. Der Zugang zu einem professionellen Sprachlernangebot wurde bereits vor der Pandemie erschwert, da die zur Verfügung stehenden Landesmittel in den letzten zwei Jahren sukzessive reduziert wurden mit der Folge, dass ein differenziertes Angebot für die doch verschiedenen Adressaten mit sehr unterschiedlicher (Bildungs-) Biografien nicht mehr möglich war. Durch die Lockdowns und die damit verbundenen Schließungen kam hinzu, dass der Lernfortschritt der Mehrheit substantiell gebremst oder gar abgebrochen wurde.
Auch wenn einige Gruppen, vor allem im etwas fortgeschrittenen Kompetenzbereich, online überführt werden konnten, zeigte die Realität, dass die Alternative "Virtuelles Klassenzimmer" für diese Zielgruppe sehr schwer bis gar nicht realisierbar ist. Zu groß sind die Hürden nicht nur hinsichtlich der technischen Ausstattung, sondern auch mit Blick auf die fehlende Sprach- und digitale Kompetenz sowie das unzureichende Weltwissen, um selbstständig aufkommende Probleme im digitalen Unterricht entsprechend einordnen und Lösungen einholen zu können. Hinzu kommt, dass die Lebensumstände in Wohnheimen beziehungsweise in beengten Wohnräumen ein effektives Homeschooling quasi unmöglich machen.
Hierzu die Stimme einer Kursleiterin zum online Deutschunterricht für Geflüchtete: "Das Online-Teaching der SEG Kurse war sicherlich besser als Nichts. Es ermöglichte den digital versierten und bildungsnahen Geflüchteten ein Vorwärtskommen im Spracherwerb. Die älteren und/oder bildungsferneren Geflüchteten sowie diejenigen, die eine schlechte Internetanbindung hatten, wurden aber sehr schnell abgehängt. In unserem Kurs war das ca. die Hälfte der Teilnehmenden. Was den Unterricht selbst angeht, muss ich sagen, dass es oft mühsam war – die Teilnehmenden hatten zu 90% Handys als Endgeräte, wir waren froh, wenn das System halbwegs reibungslos lief. Abwechslungen wie Unterräume bilden oder Filme von Youtube zeigen sparten wir uns deshalb ganz."
Kleiner Rückblick – Spracherwerb für Geflüchtete in der Pandemie
37: Das ist die Zahl der von der VHS ausgestellten Deutsch-Sprachzertifikate für Geflüchtete seit dem ersten Lockdown. Siebenunddreißig glückliche Geflüchtete konnten trotz Pandemie ihre Lernziele weiterverfolgen und ein Sprachzertifikat abschließen. 70: Das ist die andere Zahl. Siebzig Geflüchtete konnten wegen der Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen entweder gar keinen Kurs starten oder mussten ihren Kurs abrupt beenden. Dass die Pandemie die gesellschaftlichen Ungleichheiten verschärft hat, gilt auch für die Geflüchteten und in dem Fall in Bezug auf ihren Spracherwerb, wie man es deutlich an diesen Zahlen sehen kann. Der Zugang zu einem professionellen Sprachlernangebot wurde bereits vor der Pandemie erschwert, da die zur Verfügung stehenden Landesmittel in den letzten zwei Jahren sukzessive reduziert wurden mit der Folge, dass ein differenziertes Angebot für die doch verschiedenen Adressaten mit sehr unterschiedlicher (Bildungs-) Biografien nicht mehr möglich war. Durch die Lockdowns und die damit verbundenen Schließungen kam hinzu, dass der Lernfortschritt der Mehrheit substantiell gebremst oder gar abgebrochen wurde. Auch wenn einige Gruppen, vor allem im etwas fortgeschrittenen Kompetenzbereich, online überführt werden konnten, zeigte die Realität, dass die Alternative "Virtuelles Klassenzimmer" für diese Zielgruppe sehr schwer bis gar nicht realisierbar ist. Zu groß sind die Hürden nicht nur hinsichtlich der technischen Ausstattung, sondern auch mit Blick auf die fehlende Sprach- und digitale Kompetenz sowie das unzureichende Weltwissen, um selbstständig aufkommende Probleme im digitalen Unterricht entsprechend einordnen und Lösungen einholen zu können. Hinzu kommt, dass die Lebensumstände in Wohnheimen beziehungsweise in beengten Wohnräumen ein effektives Homeschooling quasi unmöglich machen.
Hierzu die Stimme einer Kursleiterin zum online Deutschunterricht für Geflüchtete: "Das Online-Teaching der SEG Kurse war sicherlich besser als Nichts. Es ermöglichte den digital versierten und bildungsnahen Geflüchteten ein Vorwärtskommen im Spracherwerb. Die älteren und/oder bildungsferneren Geflüchteten sowie diejenigen, die eine schlechte Internetanbindung hatten, wurden aber sehr schnell abgehängt. In unserem Kurs war das ca. die Hälfte der Teilnehmenden. Was den Unterricht selbst angeht, muss ich sagen, dass es oft mühsam war – die Teilnehmenden hatten zu 90% Handys als Endgeräte, wir waren froh, wenn das System halbwegs reibungslos lief. Abwechslungen wie Unterräume bilden oder Filme von Youtube zeigen sparten wir uns deshalb ganz." A. Glücklich
Darüber hinaus hat die Qualität des Unterrichts im online Teaching hinsichtlich der authentischen, lebenspraktischen und alltagsnahen Sprach- und Wertevermittlung extrem gelitten. Lernausflüge und Exkursionen als effektive und beliebte Ergänzung des Unterrichts sind komplett weggefallen zum Leidwesen von Lernenden und Lehrenden.
Fazit: In den letzten fünfzehn Monaten konnte die VHS mit großer Anstrengung ihren Bildungsauftrag für einen Teil der Sprachkursanwärter erfüllen. Ein wichtiger Teil dagegen konnte aufgrund der Einschränkungen nicht beschult werden. Umso größer die Vorfreude auf das Wiedersehen in den Seminarräumen der Volkshochschule.
Darüber hinaus hat die Qualität des Unterrichts im online Teaching hinsichtlich der authentischen, lebenspraktischen und alltagsnahen Sprach- und Wertevermittlung extrem gelitten. Lernausflüge und Exkursionen als effektive und beliebte Ergänzung des Unterrichts sind komplett weggefallen zum Leidwesen von Lernenden und Lehrenden.
Fazit: In den letzten fünfzehn Monaten konnte die VHS mit großer Anstrengung ihren Bildungsauftrag für einen Teil der Sprachkursanwärter erfüllen. Ein wichtiger Teil dagegen konnte aufgrund der Einschränkungen nicht beschult werden. Umso größer die Vorfreude auf das Wiedersehen in den Seminarräumen der Volkshochschule.
(No)